Marcel Seer
22. Mai 2020

Elektronische Arbeits­unfähigkeits­bescheinigung

Wer in Deutschland krank ist und deswegen nicht zur Arbeit erscheinen kann, muss sich diese Arbeitsunfähigkeit (AU) von einem Arzt bescheinigen lassen. Der Patient erhält die AU-Bescheinigung auf Papier in dreifacher Ausführung: ein Exemplar ist für den Arbeitgeber, eins für die Krankenkasse und eins für seine eigenen Unterlagen. Dieses Verfahren klingt nicht nur aufwändig (und ist es auch), sondern verursacht auch eine Menge Papier(-müll). Ab 2021 soll sich das ändern, denn: Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) kommt. Sie soll Ärzte, Patienten und die Umwelt entlasten und damit Zeit und Kosten sparen.

Wieso muss die elektronische AU digitalisiert werden?

Im Rahmen der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) werden auch sogenannte Mehrwertanwendungen der eGK geprüft. Dazu zählt unter anderem auch die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.

Die AU-Bescheinigung ist die Bestätigung des Arztes, dass der Patient momentan krankheitsbedingt nicht seiner Arbeit nachgehen kann. Sie muss dem Arbeitgeber normalerweise spätestens am 4. Tag der Erkrankung vorliegen. Die Krankenkasse wird in der Regel innerhalb von drei Tagen vom Arzt oder dem Patienten über dessen AU informiert. Meistens muss der Patient selbst beide Bescheinigungen per Post oder eingescannt per E-Mail verschicken. Letzteres ist nicht nur aufwendig, sondern auch haftungs- und datenschutzrechtlich kritisch.

Jährlich stellen Ärzte bundesweit an die 75 Mio. AU-Bescheinigungen aus – und zwar in dreifacher Ausführung. Aufs Jahr hochgerechnet bedeutet das eine ungeheure Papier-Flut von knapp 225 Mio. „gelben Zetteln“. Das muss auch anders gehen.

Ab 2021 werden eAUs eingeführt, ab 2022 lösen sie die analoge AU vollständig ab. Ärzte sollten sich also bereits jetzt fragen, ob ihre Praxissoftware auf das Versenden von eAUs ausgerichtet ist und gegebenenfalls die nötigen Schritte einleiten.

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AU digital – wie läuft das ab?

Die Krankmeldung an sich funktioniert erst einmal gleich: Der Arbeitnehmer teilt seinem Arbeitgeber mit, dass er aufgrund von Krankheit nicht arbeiten kann. Für den Patienten ändert sich der Prozess erst, wenn es darum geht, die verschiedenen Exemplare der AU-Bescheinigung an ihre zugedachten Empfänger zu verteilen:

Hat der Arzt eine AU beim Patienten festgestellt, sendet er die Krankschreibung direkt digital an dessen Krankenkasse. Der Arbeitgeber, den der Patient wie üblich selbst über seine AU informiert hat, darf die Krankschreibung dann von der Krankenkasse anfordern.

So werden zumindest zwei Papier-Exemplare der AU-Bescheinigung eliminiert. Nummer drei wird dem Patienten nach wie vor ausgehändigt. Sie gilt als gesetzliches Beweismittel, das vor allem dann relevant ist, sollte auf dem digitalen Übertragungsweg eine Störung auftreten.

Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung

Pilotprojekt der TK

2017 führte die Techniker Krankenkasse (TK) bereits ein Pilotprojekt zur elektronischen AU durch. Daran beteiligten sich rund 600 Ärzte deutschlandweit. Im Rahmen des Projektes hatten Patienten bereits die Möglichkeit, ihre Krankschreibung über die Praxissoftware ihres Arztes an ihre Krankenkasse (in diesem Fall also die TK) übermitteln zu lassen. Auf diese Weise ist eine 6-stellige Anzahl an eAU-Bescheinigungen bei der TK eingegangen. Ärzte und Versicherte nehmen die neue Möglichkeit der elektronischen Krankschreibungen also an und nutzen sie rege.

Vorteile der eAU

Im Folgenden sind die Vorteile, die sich aus der elektronischen Krankmeldung ergeben, aufgelistet:

  • Ärzte können die elektronische AU sicherer und schneller an Arbeitgeber und Krankenkasse übermitteln
  • Patienten werden von der Zustellpflicht entbunden
  • Das Risiko der verlorenen AU wird minimiert
  • Die elektronische Version der AU beseitigt Medienbrüche und reduziert Erstellungs- und Übermittlungskosten
  • Die elektronische Übermittlung der AU sorgt für eine lückenlose Dokumentation bei den Krankenkassen und sichert einen korrekten Ausgleich bei der Zahlung von Krankengeld
  • durch den elektronischen Weg kann eine Menge Papier eingespart werden
Marcel Seer Autor

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Fazit

Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung soll der Papierflut der gelben Zettel im Gesundheitswesen entgegenwirken, die für Patienten und Ärzte einen unnötigen und längst nicht mehr zeitgemäßen Aufwand bedeuten. Die eAU wird vom Hausarzt an die Krankenkasse des Patienten übermittelt. Der Patient informiert seinen Arbeitgeber z. B. telefonisch über seine Abwesenheit. Daraufhin kann der Arbeitgeber die eAU bei der entsprechenden Krankenkasse anfordern. Die analoge AU auf Papier wird von 3 auf 1 Exemplar reduziert: Dieses Exemplar erhält der Patient. Es dient als gesetzliches Beweismittel, falls bei der digitalen Übertragung der AU doch einmal etwas schieflaufen sollte.

Marcel Seer

Marcel Seer

Mein Name ist Marcel Seer und ich bin begeisterter Online Marketing Manager bei mindsquare. Wie meine Kollegen habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht.

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