Unit Dose
Stressbedingte Fehler ziehen besonders bei der täglichen Arzneimittelvergabe fatale Folgen nach sich. Wird hier ein Medikament verwechselt, geht dieser Fehler auf Kosten der Gesundheit eines Patienten. Aus diesem Grund soll es auch hier digitale Unterstützung geben und zwar seitens der Krankenhausapotheke. Diese soll dem Krankenhaus patientenspezifische Unit Doses („Einzeldosierungen“) zur Verfügung stellen.
Arzneimittelsicherheit im Krankenhaus
Bei der täglichen Visite werden Gespräche mit Patienten geführt, kleinere Untersuchungen vorgenommen und Arzneimittel verabreicht. Die Schwierigkeit dabei: Jeder Patient benötigt eine individuelle Zusammenstellung von Medikamenten, die nicht mit anderen verwechselt werden darf. Die Patienten sind auf ihre Arzneimittel angewiesen – wird ein Medikament vergessen oder vertauscht, kann das schwerwiegende bis lebensgefährliche Folgen haben. Auch die dosis- und zeitgerechte Gabe der Medikamente ist entscheidend und beeinflusst deren Wirksamkeit.
Die tägliche Medikamentenvergabe ist also ein sensibler Prozess. Trotzdem passieren dabei Fehler: Anders als es beispielsweise Werbung oft vermuten lässt, ist die Mehrheit aller Tabletten nicht bunt wie Smarties oder mal rund, mal stabförmig und mal viereckig. Vielmehr sehen sie fast alle gleich aus: klein, weiß und rund. So unterlaufen Pflegekräften die meisten Fehler bei der Zusammenstellung und bei der Ausgabe der Medikamente.
Die Lösung: Unit Dose und Schlauchverblisterung
Die erste der beiden Fehlerquellen, die Zusammenstellung der Medikamente, können Krankenhausapotheken weitestgehend eliminieren, indem sie den Pflegern diese Aufgabe abnehmen. Die Zusammenstellung patientenspezifischer Unit Doses erfolgt demnach bereits in der Apotheke. So funktioniert‘s:
Bei Untersuchungen oder der Visite ruft der diensthabende Arzt die jeweilige Patientenakte auf dem mobilen Visitenwagen der Station ab. Hier kann er seine Medikamentenverordnung eingeben oder eine bereits vorhandene bearbeiten. Einige Etagen tiefer können Mitarbeiter der Krankenhausapotheke die Verordnungen einsehen. Einer von ihnen muss diese gegenchecken und genehmigen, bevor die Medikamente ausgegeben werden dürfen.
Im nächsten Schritt werden Barcodes, die jeweils einem Patienten zugeordnet werden und dessen Medikationsinformationen enthalten, in eine Maschine eingegeben. Diese verpackt einzeldosierte Oralia (Medikamente, die geschluckt werden) gemäß der Medikationspläne in separaten Plastiktüten, die aneinanderhängend in Form eines Schlauchs ausgegeben werden.
Dabei verwendet die „Unit-Dose-Maschine“ immer die Medikamente, deren Haltbarkeitsdatum am nächsten liegt. Dadurch können verfügbare Ressourcen so effektiv wie möglich genutzt werden.
Jedes Tütchen ist mit patientenbezogenen Informationen eindeutig beschriftet. Dazu gehören:
- Patientenname oder -nummer
- Geburtsdatum
- Station, Zimmer, Bett
- Einnahmezeit
- Medikationen und Dosierungen
- Einnahmehinweise
- Chargenbezeichnung und Verfallsdaten
- Barcodes
- Apothekenname
Zuletzt werden die Tütchen noch einmal von einem Endkontrollautomaten auf ihre Übereinstimmung mit den Verordnungen überprüft. Tabletten, die die Maschine nicht erkennt, können noch einmal manuell kontrolliert werden.
Die Unit Doses verlassen dann die Apotheke und werden zur jeweiligen Station transportiert. Derweil erstellen die Geräte zur Schlauchverblisterung patientenbezogene Einzeldosierungen für die nächsten Stationen.
Vor Ort müssen die diensthabenden Pflegekräfte den Patienten nur noch die passenden Tütchen übergeben – das Zusammenstellen der Medikamente per Hand fällt weg. So wird das Pflegepersonal entlastet und Medikationsfehler effektiv vermieden.
Die Unit Doses werden täglich hergestellt. So kann gewährleistet werden, dass die Medikationen immer aktuell sind.
Voraussetzungen für das Unit-Dose-Verfahren
Unit-Dose-Verfahren können die Arzneimittelsicherheit in Krankenhäusern erheblich steigern und Mitarbeiter entlasten. Wenn Sie das Verfahren für Ihr Krankenhaus in Betracht ziehen, müssen zuvor einige Voraussetzungen erfüllt sein:
- Elektronische Medikationserfassung z. B. über Visitenwagen, um direkte effiziente Kommunikation mit Apothekenpersonal zu ermöglichen
- Strukturierte interne Medikationsprozesse, in die sich das Unit Dose Verfahren integrieren lässt
- Strukturierte Stationsprozesse mit festen Visitenzeiten für bessere Planbarkeit der Zusammenstellung der Medikations-Tütchen
- Vorausschauend verordnende Ärzte
- Stabile Medikationen über 24h
- Kooperationsbereitschaft zwischen Ärzten, Pflegern und Apotheke
Auf einen Blick: Vorteile von Unit Dose
Von einer erhöhten Arzneimittelsicherheit profitieren Sie, Ihre Mitarbeiter und Ihre Patienten. Welche Vorteile sich im Detail ergeben, habe ich hier noch einmal für Sie aufgelistet:
- Die Medikamente werden täglich zusammengestellt – so können Änderungen aus der täglichen Visite und neu aufgenommene Patienten zeitnah einbezogen werden
- Unit Dose stellt sicher, dass der Patient die richtigen Tabletten in der richtigen Dosierung zum richtigen Zeitpunkt erhält
- Die Medikation kann vom Apotheker auf unerwünschte Wirkungen oder Wechselwirkungen überprüft werden
- Die Arzneimittel sind hygienisch verpackt
- Die Tüten werden mit Patientenname oder -nummer und seinem Barcode versehen, um Verwechslungsgefahren zu minimieren
- Viele Fehlerquellen, die sich bei der Verabreichung von Arzneimitteln ergeben können, werden schon im Vornherein ausgeschlossen
- Unit-Dose-Geräte steigern die Ressourceneffizienz, indem sie die Medikamente mit der kürzesten Haltbarkeit zuerst ausgeben
- Über einen QR-Code auf der Tüte kann sich der Patient die Beipackzettel seiner Medikamente ansehen
Status quo: Unit Dose in Deutschland
Obwohl es durch die Automatisierung und Digitalisierung der Arzneimittelversorgung gelingt, das Pflegepersonal zu entlasten und Medikationsfehler auf knapp 1 % zu senken, nutzen in Deutschland gerade mal 5 % aller Kliniken Unit Dose. Stattdessen verbringen überarbeitete, übernächtigte Pflegekräfte 2-3 Stunden täglich damit, die Arzneimittel für ihre Patienten per Hand und nach dem 4-Augen-Prinzip zusammenzustellen.
Mögliche Gründe dafür, die Einführung von Unit Dose aufzuschieben, sind wohl Investitionskosten für die zusätzlich benötigten Maschinen sowie der Aufwand für die Umstellung des Medikations-Prozesses.
Krankenhäuser sollten deswegen aber nicht vor dem Fortschritt zurückschrecken und sich stattdessen auf den Mehrwert konzentrieren, die Unit Dose ihnen, ihren Mitarbeitern und Patienten bietet.
Websession: Unit Dose
Haben Sie noch Fragen zum Thema? Was spricht Ihrer Meinung nach für oder gegen Unit Dose? Vereinbaren Sie gerne eine kostenlose Websession und wir sprechen darüber.
Fazit
Das Pflegepersonal in deutschen Krankenhäusern ist oftmals überarbeitet, übernächtigt, überlastet. Klar, dass da auch bei der Zusammenstellung der täglichen Arzneimittelration mal Fehler unterlaufen.
Landet in einer Bäckerei versehentlich eine Rosine im Teig für die Schokobrötchen oder in einer Buchhandlung ein Krimi im Sachbuch-Regal ist das nicht weiter schlimm. Wird im Krankenhaus eine weiße runde Tablette mit einer anderen vertauscht, sind die Folgen weitaus dramatischer.
Was können Sie also tun, um Medikationsfehler zu minimieren und Ihr Krankenhauspersonal zu entlasten? Wie so oft lautet die Antwort: Digitalisierung und Automatisierung, genauer: Unit Dose. Bei dieser Lösung wird die Zusammenstellung der Medikamente an die Apotheke und an maschinelle Helfer ausgelagert, die mit Barcodes arbeiten, um Verwechslungen zu vermeiden. Die Maschinen stellen die tägliche Medikation jedes Patienten in Einzeldosierungen zusammen und verpacken sie in hygienischen Plastiktütchen. Mit patientenbezogenen Informationen und Barcodes ausgestattet, müssen die Tütchen nur noch entsprechend verteilt werden.
Krankenhäuser sparen mit Unit Dose Zeit, schonen ihr Personal und maximieren die Arzneimittelsicherheit.